Um 11 Uhr verließen wir unser schönes Hotelzimmer im Hotel Marins Park in Nowosibirsk, Russland. Eine dreißig-stündige Fahrt in der Transsibirischen Eisenbahn nach Irkutsk stand uns bevor.
Abfahrt aus Nowosibirsk
Der Zug stand schon bereit und wir checkten in unser Abteil zweiter Klasse ein. Dort lag bereits ein Herr in einem unteren Bett, der uns nicht grüßte. Ich grüße erstmal jeden. Wenn man längere Zeit miteinander auf engstem Raum verbringt, sollte man sich zumindest vorstellen.
Oliver lag wieder oben und ich unten. Wir hatten die Betten wieder so gewählt, dass wir die Möglichkeit zum Sitzen und zum Liegen haben. Außerdem ist zu erwähnen, dass wir so über den kompletten Raum unter dem unteren Bett verfügen können. Da passen unsere beiden Rucksäcke / Koffer rein. Außerdem verstauten wir hier unsere Stiefel, die wir die Fahrt über nicht benötigen.
Die Fahrt verlief durch kleinere Dörfer und schöne Landschaften. Die Strecke zwischen Nowosibirsk und Irkutsk gehört zu den landschaftlich schönsten der transsibirischen Eisenbahn.
Nach einer Stunde verließ uns der nichtredende Passagier und ich fühlte mich ein wenig freier. Wir konnten uns gemütlich gegenüber sitzen.
Doch dann kam irgendwann Andrej. Erst verlief alles sehr schweigsam, aber dann sprach er uns an. Ohje! Er konnte etwa zwei Wörter Englisch und kein Wort Deutsch. Also musste uns die Übersetzungs App helfen und eine lustige Kommunikation begann. Wir zeigten einander die Pässe, erklärten woher wir kamen und sprachen über Entfernungen. Er war total perplex, dass wir in nur drei Stunden in Amsterdam sein können und auch Nord- und Süddeutschland für uns nicht wirkliche Entfernungen mit der Bahn sind, gemessen an den Entfernungen, die wir in Russland zurückgelegt haben. Zu einem gemeinsamen Wodka, wie man das aus Erzählungen kennt, kam es jedoch nicht.
Die Nachtfahrt in der transsibirischen Eisenbahn von Nowosibirk nach Irkutsk in Russland war sehr lang. Wir wachten erst sehr spät auf. Ich denke, dass das an der Heizungsluft liegt, dass wir ständig müde sind.
Speisewagen in der Transsibirischen Eisenbahn
Transsibirsche Eisenbahn Kohle
Nachmittags erfuhren wir dann, dass es tatsächlich einen Speisewagen gibt. Um 16 spazierten wir dann 4 Wagen weiter, doch jetzt sollte es einen dreißig-minütigen Stopp geben, bei dem keine Gäste bedient werden sollten. Na toll! Dafür konnten wir beobachten, wie Kohle auf den Zug geladen wurde.
Dreißig Minuten später gesellte sich Andrej wieder zu uns und er zeigte Fotos seiner Frau und seines Sohnes. Wir bekamen Soljanka-Suppe serviert, der Rest war schon wieder ausverkauft. Bier war zum Glück noch vorrätig.
Tanssibirische Eisenbahn Speisewagen
Den Abschied von Andrej verschlief ich. Er musste etwa eine Stunde vor uns aussteigen. Um 21.15 Uhr war es für uns dann soweit. Die Uhr ist zwischenzeitlich wieder eine Stunde vorgestellt worden.
Ankunft in Irkutsk
Es war furchtbar kalt, als wir in Irkutsk ankamen, angezeigt wurden -18°. Zu unserer Unterkunft, die sich nur 300 m vom Bahnhof befand, war es sehr glatt. Wir hatten wieder mal Glück, denn neben dem Schlafzimmer hatten wir auch ein Wohnzimmer mit einer Küche.
Den Abend ließen wir in einem naheliegenden Pub ausklingen. Einer der Gäste kam auf mich zu uns schenkte mir eine Tafel deutsche Schokolade (lach). Wie habe ich das schon wieder angestellt? Happy fielen wir an diesem Abend ins Bett.
Erwacht sind wir trotz einer weiteren Zeitumstellung (wir sind mittlerweile 7 Stunden weiter als in Deutschland) um 10 Uhr in unserer russischen Wohnung in Irkutsk, Russland.
Die Wäsche, die ich heute Nacht noch gewaschen und in der Wohnung verteilt aufgehängt habe, war mittlerweile schon trocken. So warm ist es in russischen Wohnungen. Das Thermometer draußen zeigte jedoch -20° Grad. Brrrrr!
Café Baikal Love in Irkutsk
Irkutsk Baikal Love
Mit den dicksten Klamotten und dem Chromebook bewaffnet, marschierten wir zum Bahnhof, wo wir die Straßenbahn Linie 1 nahmen. Die Straßenbahnen sind sehr putzig. Ein Waggon, vorne die Schaffnerin, die uns für 15 Rubel (22 Cent) ein Ticket verkaufte. Raus ging es an der Leninstraße zu dem Café Baikal Love. Da ich mir den Ranking-Platz und nicht die Hausnummer gemerkt hatte, liefen wir erstmal daran vorbei.
Es hat sich gelohnt, zurückzukehren. Es gab Omul, den Süßwasser-Fisch, den es nur im Baikal-See gibt. Außerdem Dumplings und Pike-Fisch-Rolls. Als Getränk wurde mir ein Saft aus Beeren (Mors) empfohlen. Ich schätze, dass es eine Art Johannisbeer-Saft war. Seltsamerweise mussten wir hier in bar zahlen, was wir gar nicht mehr gewohnt sind. Hier hatte ich endlich Zeit und Internet, so dass ich an den Beiträgen der letzten Tage arbeiten und diese veröffentlichen konnte.
Lenin Irkutsk
Auf der Lenin-Straße steht natürlich ein Lenin-Denkmal wie in fast jeder russischen Stadt, die wir schon besichtigt hatten. Die Wege werden vorbildlich gekehrt. Überall sind Männer in hellen Westen und Besen zu sehen. Auf vielen Wegen sieht man auch Kehrmaschinen, denen man schnell ausweichen muss.
130. Quartier der Stadt Irkutsk
Irkutsk Wappentier Babr
In der Altstadt begrüßt uns das Wappentier Babr, das eher aus Versehen zum Symbol der Stadt wurde. Eigentlich sollte es ein Löwe sein, ist aber durch eine Fehlinterpretation der Zeichnung zu einem Biber mutiert. Hier finden sich Holzhäuser, die aber eher modern wirken. Es gibt viele Restaurants und Geschäfte, doch ist das Treiben nicht mit dem in Moskau oder St. Petersburg vergleichbar.
In diesem Komplex befindet sich auch eine Brauerei. Da wir gerne erstmal probieren wollten, fragten wir nach einer Bierprobe. Die Kommunikation verlief stockend auf Englisch und ein wenig Russisch. Zwei Bierproben waren nicht zu bekommen, was wir nicht verstanden, bis uns die Kellnerin erklärte, dass die Bierprobe pro Tisch und gratis ist. So einen Service kennen wir aus unserer Heimat nicht, dass es etwas umsonst gibt.
Bierprobe Irkutsk
Bierprobe Irkutsk
Rynok-Markt
Als nächstes stand der zentrale Markt auf unserer Liste. Durch eisige Kälte ging es zu Fuß an schönen alten Holzhäusern vorbei. In einer Mall wärmten wir uns etwas auf. Es ist sehr interessant, die Geschäft in anderen Ländern zu besuchen. Es sind meist kleine Läden mit allen Artikeln in den Auslagen. Ganz oben fanden wir Toiletten. Die Toiletten-Frau schaute uns gar nicht an, sondern zeigte auf den Teller, sagte etwas in einem ruppigen Ton und schaute unentwegt auf ihr Handy. Das haben wir schon mehrfach in Russland kennen gelernt.
Irkutsk Food Market
Der Markt war in Obst-, Gemüse-, Gewürze-, Fleisch-, Fisch- und Kosmetik-Halle unterteilt. Wieder hatten die Verkäuferinnen eine Art Tracht an. Hier erstand Oliver Beluga-Kaviar, den er erst nach einer Kostprobe kaufen wollte. Der erste mundete ihm nicht, er wurde auch von ganz unten herausgekramt. Der zweite war genau richtig, obwohl wir keine Kaviar-Kenner sind. Wer weiß, was uns da angedreht wurde. Im Nachhinein haben wir herausgefunden, dass er wohl gar nicht zum Probieren angeboten wird. Auch fanden wir hier massenweise Omul, der aus dem Baikalsee stammen soll.
Frieren in Irkutsk
Weil die Temperaturen doch weit unter dem Gefrierpunkt lagen, kehrten wir auf dem Rückweg in zwei Cafés ein, die erstaunlich leer waren. Auch die Haupteinkaufsstraße wurde wenig frequentiert. Hier fanden wir den Herrenausstatter “Köln”. In der Weltstadt Irkutsk gibt es drei Geschäfte, die deutsche Städte-Namen tragen.
Irkutsk Kälte
Ein paar Stationen wollten wir dann mit der uns mittlerweile bekannten Straßenbahn machen. Mit anderen Fahrgästen warteten wir vergeblich. Nach eiskalten 20 Minuten kam dann endlich die Bahn, die uns auf die anderen Seite des Flusses Angara bringen sollte.
Wo hat man sowas schon gesehen? Ein Monument für Programmierer? Die Endstation der Straßenbahn 1 und ein kleiner Fußweg führten uns hierher. Im Anschluss ging es zurück zu unserem Hotel. Die Nacht war sehr wuselig, da wir nur eine Decke hatten und ich das Gefühl hatte, krank zu werden. Auch meine kleine Reisedecke half hier nicht sonderlich. Das lag sicher an der Warterei auf die Straßenbahn. Außerdem gab es komische Geräusche in den Wasserleitungen, die mich immer wieder wach werden ließen.
Der Bahnhof von Irkutsk war nur einen Katzensprung von unserem Hotel entfernt. Mit Vorräten aus dem Supermarkt deckten wir uns ein und fuhren das erste Mal im Sitzwagen mit der Transsibirischen Eisenbahn. Zug-Tickets konnten wir nirgends ausdrucken, doch zum Glück klappte es mit unseren Online-Tickets. Sitzabteil in der Transsib
Wir hatten genug Platz und das Gepäck konnten wir sicher über uns verstauen. Nach ca. 2,5 Stunden vorbei an atemberaubenden Landschaften (Bäume mit Glitzer-Schnee, Sonnenuntergang am Berg, zugefrorener Baikalsee) erreichten wir dann Sljudjanka am Baikalsee.
Ankunft in Sljudjanka, Russland
Am Bahnhof erwartete uns Maksim, der uns netterweise mit dem Auto vom Bahnhof abholte. Erstaunt stellten wir fest, dass er sehr gutes Englisch spricht, was auf unserer bisherigen Reise durch Russland noch nicht so oft anzutreffen war. Das Hotel liegt ca. 3 km von der Stadt entfernt. Unser Zimmer ist einfach (2 Betten, Kühlschrank, Wasserkocher, kleines Bad), hat dafür aber einen umwerfenden Ausblick auf den Baikalsee.
Zimmer und Ausblick Sljudjanka
Zimmer und Ausblick in Sljudjanka
Golden Yurt
Unser Hotelrestaurant hatte wegen der Jahreszeit geschlossen, so dass uns unser Gastgeber Maksim das Restaurant “Goldene Jurte” empfahl, welches fußläufig erreichbar ist. Unterwegs kam uns schon Nikolei entgegen, der fragte, ob wir die deutschen Gäste von Maksim wären. Das hat sich ja schnell herum gesprochen. Das Essen ist hier einfach umwerfend. Es gab natürlich hausgemachte Dumplings, Suppe und ein tolles Kotelett. Die Bedienung spricht kein Wort Englisch, doch mittels google translate und Zeigen auf die Speisekarte haben wir uns dann doch verstanden.
Goldene Jurte
Sehr früh fielen wir ins Bett und waren froh, dass unser Zimmer endlich mal normale Temperaturen hatte und nicht wie bisher immer über 20 Grad.