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Skandinavien

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Während der Reise lese oder höre (seltener!) ich Bücher, die zur Umgebung passen oder von Autoren des bereisten Landes geschrieben wurden.
Mittlerweile bin ich auf ein paar neue Autoren gestoßen und liste diese hier einfach mal auf. Einige der Autoren waren mir bereits bekannt, doch wirkte die Lektüre während der Reise nochmal anders, da das Leseerlebnis immer auch durch den Zeitpunkt und den Ort während der Lektüre variiert.
Die Bandbreite an skandinavischer Literatur ist so groß, dass ich nicht alle Werke, die ich gelesen habe, auflisten und kommentieren werde. Bei Bedarf könnt Ihr mich gerne anschreiben, um meine Kritik zu den einzelnen Werken zu erfahren. Tatsächlich war ich mal in einem Literaturclub, in dem ich mich rege über ausgewählte Werke austauschen konnte. Erst das Gespräch darüber eröffnet neue Perspektiven!

Schweden:

  • Mankell, Henning: Die schwedischen Gummistiefel
    Der Roman greift die Geschehnisse des Werkes “Die italienischen Schuhe” auf und lässt einen das Leben in den Schären nachempfinden. Die Einsamkeit und Einöde, aber auch die Schrulligkeit einiger Bewohner werden hier schön gezeigt.
  • Ullberg-Westin, Gabriella: Der Schmettering
    Dies ist der Auftakt einer Krimi-Serie, die in Südschweden spielt. An Heiligabend erwartet eine Frau ihren Mann, verkleidet als Weihnachtsmann, doch sie öffnet ihrem Mörder. Viele Wendungen, sympathische Personen in einer Kleinstadt im Winter.
    Diese Serie werde ich wohl irgendwann weiterlesen. 
  • Dahl, Arne (Jan Arnald): 4 Bände: Gier, Zorn, Neid und Hass
    Arne Dahl hat eine vierteilige Thriller-Reihe verfasst, in der die Opcop-Ermittlertruppe, eine geheime Untergruppe von Europol, ermittelt. Im ersten Band werden alle internationalen Ermittler eingeführt, die paarweise auf unterschiedlichen Teilen der Erde im Einsatz sind. Anfangs fällt es schwer, die einzelnen Verbrechen und die Einsatzorte in Verbindung zu bringen, denn hier zeigt sich die ganze Bandbreite der Kriminalität: Menschenhandel, brutale Foltermorde mit rituellem Charakter, Ökokriminalität, Mafia-Aktivitäten in West und Ost, Drogenhandel, böse Banken und DNA-Manipulation. 
    Die Reihe habe ich lange vor unserer Reise gelesen, sollte aber in dieser Auflistung nicht fehlen. Während andere Krimis einzelne Fälle verfolgen, wird hier die ganze Welt zum Schauplatz. Vieles hängt zusammen und ein Entkommen gibt es nicht.
  • Marklund, Liza (Eva Elisabeth Marklund): Annika-Bengtzon-Krimis
    Annika Bengtzon ist eine schwedische Journalistin. Sie arbeitet mit Tätern, der Polizei und anderen Medien zusammen. Jeder Fall ist in sich abgeschlossen, doch wird die Geschichte der Protagonistin immer weiter erzählt. Sie ist sehr in die Fälle involviert und gerät deshalb oft in Lebensgefahr.
    Die Romane habe ich etwa vor 10 Jahren angefangen zu lesen und immer auf die Fortsetzung gewartet. Absolut lesenswert!
  • Marklund, Liza (Eva Elisabeth Marklund): Mia-Eriksson-Doku-Romane
    Die fiktive Journalistin Annika Bengtzon (s.o.) begegnet während ihrer Ermittlungen Mia Eriksson, die vor ihrem gewalttätigen Mann auf der Flucht ist. Marklund hat hieraus eine zweiteilige Doku-Roman-Reihe entwickelt: Mia. Ein Leben im Versteck und Mias Flucht. Beide Romane sind fesselnd und erschütternd zugleich. Warum ist man so machtlos gegen Gewalt, insbesondere gegen Gewalt in der Familie? Diese Romane kann man nicht einfach aus der Hand legen, sie verändern einen.

Finnland:

  • Soininvaara, Taavi: Finnisches Roulette (4)
    Mehr durch Zufall haben ich diesen Autor entdeckt und bin begeistert. Dies ist der vierte Band einer Reihe, die kriminelle Machenschaften im großen Stil aufdeckt. Der Protagonist ist sehr sympathisch. Durch die vielen Personen und Organisationen aus allen Ecken der Welt, ist es erst etwas verwirrend, aber es lohnt sich, den Faden weiterzuverfolgen. 
  • Soininvaara, Taavi: Finnisches Blut (1)
    Nachdem ich so begeistert von dem vierten Band war, habe ich entdeckt, dass alle Bände in der Online-Bibliothek verfügbar sind. Hier geht es um hochansteckende Krankheiten, gegen die ein Impfstoff entwickelt wurde. Es ist erschreckend, was biologische Waffen bewirken können. Gerade zu Zeiten, in der das Geschehene sich durch das Corona-Virus als reale Gefahr darstellt, ist dies eine spannende Lektüre.
  • Soininvaara, Taavi: Finnisches Inferno (2)
    In Miami stürzt ein Mann aus dem 28. Stockwerk eines Hotels. Bei der Leiche findet man den Code “Inferno”, das Datensicherungssystem einer finnischen Programmierungsfirma. Dieses schützt u.A. die Bankdaten, mit denen ein riesiger Bankraub vollzogen werden soll.
    Wieder ermittelt die SUPO und Ratamo muss sich fragen, wem er vertrauen kann, seinem Instinkt oder den offensichtlichen Indizien. Russische Agenten, chinesische Kriminelle: Wer ist alles in diesen Fall involviert? Wer ist der geheimnisvolle “Hund”? 
  • Soininvaara, Taavi: Finnisches Requiem (3)
    Nach und nach werden Politiker der EU auf brutale Art und Weise ermordet. An den einzelnen Schauplätzen in Helsinki, Sevilla, Budapest und Kopenhagen hinterlässt “Pastor”, so wie sich einer der Täter nennt, eigentümliche Hinweise auf Kriegsschauplätze und Täter früherer Gewaltverbrechen. Obwohl man im Laufe der Geschichte immer mehr von Pastors Motiven erfährt, stecken hinter den eigentlichen Taten viel mächtigere Organisationen aus Finnland, Serbien und Ungarn, die eng mit der Mafia in Verbindung stehen. Was hat die Organisation “Freies Europa” damit zu tun?
  • Soininvaara, Taavi: Finnisches Quartett (5)
    “Der Engel des Zorns” ermordet Politiker. Die Öko-Terroristen der Organisation Final Action versuchen die Machenschaften von Ölkonzernen aufzudecken, die verhindern, dass umweltschonende Energie für alle Menschen erschwinglich wird.
    Die Spuren führen nach Holland und nach Washington. Der Leser lernt den Engel des Zorns, seine zwei Gesichter und die Machenschaften von Konzernen und Politikern kennen. Obwohl der Engel des Zorns durch seine Morde als “Bestie” auftritt, lernt man auch das Gesicht des einfühlsamen kleinen Jungen kennen, der er auch ist, wenn sein Wahn nicht provoziert wird.
    Nachdem ich jetzt fünf Romane der Reihe gelesen habe, lege ich eine Pause ein, denn es ist sehr anstrengend, die politischen Zusammenhänge nachzuvollziehen und zu verstehen.
    Taavi zeigt verschiedene Organisationen und Machthaber auf, die über die Mafia zu russischen Untergrundgruppen und skrupellosen Politikern reichen. Das Spektrum ist so vielfältig, dass es mir oft nicht gelang, den Faden zu verfolgen.

Norwegen

  • Larsson, Stieg: Milleinnium-Trilogie: Verblendung, Verdammnis, Vergebung
    Lisbeth Salander (tätowiert, emotionslos und Computergenie) und Mikael Blomkvist jagen auf fesselnde Art Verbrecher. Sicher sind auch die folgenden Romane, die nach Larssons Tod aufgrund seiner Unterlagen weiter geschrieben wurden, lesenswert.
  • Nesbo, Jo: Harry-Hole-Krimis
    Der norwegische Polizist Harry Hole raucht zu viel, trinkt zu viel, hat wenig wirkliche Freunde und ein loses Verhältnis zu Frauen. Er ist ein hervorragender Ermittler, der in den einzelnen Bänden teilweise im Ausland agiert, um norwegische Kriminalfälle zu lösen. So ermittelt er beispielsweise in Australien oder auch in Bangkok, wo er sich mit den örtlichen Gegebenheiten erstmal vertraut machen muss.
    Die Romane können unabhängig voneinander gelesen werden, doch kann der Leser die Entwicklung von Harry Hole wunderbar verfolgen. Ich habe 2012 den Roman “Der Schneemann” gelesen und war begeistert. Es folgten “Der Fledermausmann” (Australien), “Kakerlaken” (Thailand: Bangkok).
    Sicher kenne ich noch mehr Bände dieser Reihe, doch ich merke, dass auch diese Reihe von mir wieder aufgenommen werden sollte.

“Heute brauchst du nichts zu schreiben, wir haben ja nichts gemacht!”, das meinte Olli. Doch das stimmt nicht so ganz. Wir sind im Paradies und über das kann man gar nicht genug schreiben!

Von unserer Wohnung, die drei Fenster hat, können wir bis hinunter zum Meer gucken. Sonnenaufgang, klar-blauer Himmel, Sonnenuntergang – jetzt fehlen nur noch die Polarlichter, um es ganz perfekt zu machen. Ein Fußweg von etwa 300 m auf der Straße führt zu einer Aussichtsplattform, von der ein Steg direkt zum Meer geht. Dort kann man den Blick über den Horizont schweifen lassen und ist überwältigt von der Schönheit der Natur. Dreht man sich um, sieht man gewaltige Berge, die nach dem Himmel greifen.

1,4 km von unserer Unterkunft entfernt ist das malerische Dörfchen Ramberg mit kleinen roten Holzhäusern.
Als erstes kehrten wir dann in ein kleines Café ein, das neben Kuchen auch Zimtwaffeln serviert. Köstlich! Das Interieur ist nautisch gehalten und eher für kleinere Menschen gedacht. Es bietet wohl auch ein Bed and Breakfast an.

Anschließend ging es in den Supermarkt, wo wir nur für das Mittagessen einkauften. Für den Preis hätten wir auch essen gehen können. Doch stattdessen konnten wir an einem einsamen Steg speisen. Hierfür hatte ich extra meine faltbare Picknick-Decke dabei, die mir meine Tante für unsere vielen Touren geschenkt hat. Kurze Zeit später gesellten sich drei Italiener zu uns, die Kabeljau angeln wollten. Dass ich in Norwegen meine Italienisch-Kenntnisse auspacken muss (grins). Zumindest haben wir uns ganz gut verstanden.

Auch das zweite Café, das Click-Café, überzeugte durch tollen Cappuccino. Nach einem Einkauf für die nächsten drei Tage ruhten wir uns zu Hause einfach ein wenig aus. Endlich hetzen wir nicht von Stadt zu Stadt und genießen die Aussicht und uns.

Zum Sonnenuntergang spazierten wir nochmal zum Strand. Das darf man sich nicht entgehen lassen.

Lofoten, was oft als Pluralwort genutzt wird, bezeichnet eine Region mit mehreren Inseln und wird im Singular dargestellt. Man lernt nie aus! Also: Wir sind auf Lofoten und nicht auf den Lofoten. Darauf hat mich Olli gestern hingewiesen und ich muss mich auch erst umgewöhnen.

Lofoten Wäsche

Heute war bei uns großer Waschtag. Es war ein Vergnügen, die Kleidung zwischen den Bergen auf alten Wäscheleinen aufzuhängen. Sie wird auch heute Nacht hier noch flattern und hoffentlich keinen Regen abbekommen.
Die ganze Haushaltsführung erinnert an alte Zeiten. Wir kochen in der Waschküche und bringen es dann zu unserem gedeckten Tisch im Wohnzimmer. Danach spülen wir alles sofort in einer Spülschüssel ab. Also keine Spülmaschine und der ganze moderne Schnickschnack, den wir sonst gewohnt sind. Kochen ist auch übertrieben. Es gab Nudeln mit Tomatensoße (zwinker).

Um nicht ganz faul herumzuhängen, spazierten wir heute in die andere Richtung als gestern. Ich muss schon sagen, dass Lofoten nicht für Fußgänger gemacht ist. Es gibt die E10, die Hauptstraße, auf der die Autos über 60 kmh fahren dürfen. Bis Flakstad sind es etwa 2,5 km. Auch dort ist ein schöner Strand mit Zeltplatz und Surfschule. Hier sind wir am Wasser entlang geschlendert. Bis zur Kirche haben wir es geschafft, fanden aber weit und breit kein Café oder ähnliches. Schade, denn die Aussicht ist echt umwerfend. Trotzdem war es ein toller Spaziergang.

Lofoten Flakstad

Der Wind und der Regen hatten unsere Wäsche auf der Leine ganz schon durcheinander gewirbelt, so dass wir einen Teil in den Trockner tun mussten. Leider ist nicht alles trocknertauglich. Also musste der Wäscheständer in der Waschküche aufgebaut werden.

Im Supermarkt habe ich heute mal ein paar Preise eingefangen, die verdeutlichen sollen, dass Norwegen und speziell die Lofoten ganz schon teuer sind. Ein Körner-Brot kostet 5 €, ein Joghurt (500ml) 3,60 €. Nagellack-Entferner, der in Deutschland ca. 2 € kostet, ist hier für 4,5 € zu bekommen. Dafür ist der Fisch hier erschwinglich. Hier schwimmt ja auch genug um uns herum und muss nicht quer durch Europa gefahren werden.

Die Taschen sind schon fast gepackt. Morgen früh geht es um 7.30 Uhr los. Wir fahren mit dem Bus quer über die Inseln nach Narvik, wo wir um 15.15 Uhr den Nachtzug nach Stockholm nehmen. Wir haben Liegen im 6er-Abteil gebucht. Leider ist das Ganze ein wenig doof gemacht. Online sind nur gleichgeschlechtliche Dreierabteile zu Interrailbedingungen buchbar. Eine Privatbuchung eines Dreierabteils nur für uns beide ist zwar möglich, aber eben nur zu den gleichen Bedingungen wie ohne Interrail (= teuer).

In Stockholm erwartet uns am Freitag, 20. September, eine eigene neu gestaltete Wohnung. Wir gehören zu den ersten Mietern. Von dort werdet Ihr wieder von uns hören.

Um 6.24 Uhr, also sechs Minuten vor dem Wecker-Klingeln, erwachte ich und weckte schnell Olli. Flink waren die Sachen zusammen gepackt und es ging den Weg hinunter zur Straße. Unsere Vermieterin winkte uns von oben noch zu. Natürlich waren wir viel zu früh an der Haltestelle. Zu meiner Überraschung kamen nach und nach noch drei weitere Fahrgäste zu dieser unscheinbaren Haltestelle.

Nach 6, 5 Stunden erreichten wir Narvik-Bahnhof, einen der unscheinbarsten Bahnhöfe überhaupt. Doch hier war ein tolles Café wie zu Großmutters Zeiten.

Pünktlich um 15.15 Uhr fuhr unser Zug los und wir waren glücklich, so lange alleine im 6er-Abteil zu verweilen. Die Aussicht war grandios. 

Nach ca. zwei Stunden stiegen vier Schweden (zwei Paare) hinzu und aus war es mit der Ruhe. Merkwürdigerweise kam kein Gespräch auf und das erste Paar verschwand sofort. Ich fand es auch zu viert sehr beengt.

Um 21.30 Uhr entschlossen wir uns dann, das Board-Bistro aufzusuchen, um uns die Beine ein wenig zu vertreten. Doch zu unserer Überraschung hatte das zu. Als wir zurückkamen, war schon allgemeine Schlafstimmung und wir bauten unsere Sitze zu Betten um. Als die oben fertig waren, fragten sie, ob sie das Licht ausmachen könnten und weg waren sie. Leise bezogen wir unsere Betten. Trotz meiner Müdigkeit konnte ich nicht um 22.30 Uhr schlafen. Also las ich noch lange mit meinem tolino.

Schon Tag 20? Na, dann kommen ja noch 280 Tage, die ich hier dokumentieren kann (grins). Wir wissen ja nicht genau, wie lange wer unterwegs sein werden. Mal schauen, wie lange wir durchhalten.

Morgens wachte um kurz nach 7 Uhr auf schaute zu Oliver hinüber. Er war schon wach, der Rest unseres Abteils jedoch noch nicht, weshalb ich mich nochmals umdrehte. Kurze Zeit später beschlossen wir frühstücken zu gehen. Für etwa 6€ bekamen wir eine tolle Frühstücksbox: Kaffee (refill), Apfelsaft, eine Scheibe Körnerbrot, ein Brötchen, Joghurt, Müsli, ein gepelltes, geschnittenes Ei, eine Tomate, Butter und Kalle. Neugierig probierte ich Kalle aus der Tube. Das war eine sehr leckere Fisch-Creme. Alles andere schmeckte vorzüglich. Nur der Kaffee war nicht so der Knaller.

Als wir zurückkamen, hatten unsere “Mitbewohner” das Abteil schon zu einem Sitzabteil umgebaut. Etwas gequetscht fuhren wir dann um 9.45 Uhr in Stockholm ein. Dort kauften wir uns eine Wochenkarte für die U-Bahnen für ca. 33€. Das lohnt sich – auch wenn wir “nur” 6 Tage hier sind.

Unsere Unterkunft liegt ca. 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt, ist aber wieder eine kleine gemütliche Wohnung von airbnb.de. Bisher haben wir es immer gut getroffen.
Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, erkundigten wir wieder mal eine neue Stadt. Schloss. kleine Gassen, nette Cafés, Schiffe und viele sehr chicke Menschen. Sie sind hier echt gut gekleidet.

Essen gingen wir mitten in der Stadt (Gästabud). Den Tipp für das Restaurant hatte Oliver von Tripadvisor. Zwar ist es von Touristen belagert, aber ich fand es schon sehr lecker.

Vom Schloss schauten wir uns lediglich die Kapelle an, die kostenfrei zu begutachten ist. Sie hat mir sehr gut gefallen. Ein Museum, für das wir Eintritt zahlen müssen, hat sich heute nicht mehr gelohnt, weil sie nur noch kurz geöffnet hatten. Also gingen wir in das Nationalmuseum, das kostenfrei zu besichtigen ist. Besonders angetan waren wir nicht. Wir sind auch nicht so kunstaffin. Für Kunstbegeisterte ist das sicher ein tolle Sache.

Brötchen zum Frühstück und Kaffee. Kaffee? Irgenwie haben wir uns da vertan und nur Milchpulver gekauft. Mist! Also Tee zu den Brötchen und leckeren Fisch aus dem Glas. Damit waren wir dann fit für den Tag. Aber wohin sollte es gehen? Ab Gamla Stan sollte um 11 Uhr eine Stadtführung auf Deutsch stattfinden, zu der wir uns auch brav vorher im Internet angemeldet hatten. Aber Pustekuchen! Es gab zwar etliche wartende Menschen, aber keine Führung auf Deutsch. Also schlenderten wir wie am Vortag durch das Viertel Gamla Stan, wo es viele kleine Gassen, Kopfsteinpflaster und ganz viele Touri-Läden gibt. Das hat mich ein wenig an Amsterdam erinnert. Vom Schloss aus konnten wir auf das Reichstags-Gebäude und das Wasser schauen.

Wie am Vortag gingen wir zu einem Bäcker am Stortorget (Grillska Huset), wo wir zwei leckere Teilchen (Ollis Wortlaut) verspeisten. Ein Teilchen war mit Kardamom und Zimt gewürzt. Sehr schmackhaft! Den Kaffee und Chai Latte nahmen wir schräg gegenüber im Kaffekoppen zu uns, der in dem Lonely Planet empfohlen wurde. Ich schleppe den ja nicht unnötig schon drei Wochen mit mir rum. Sehr zu empfehlen!

Nachdem wir bei uns in der Wohnung den Sieg vom MSV-Duisburg verfolgt haben, sind wir mit der Straßenbahn zur Insel Djurgården gefahren. In der Bahn sind wir tatsächlich mal nach unseren Bahntickets gefragt worden. Auf der Insel gibt es das Freilicht-Museum Skansen und das Vasa-Museum, das wir ggf. morgen besichtigen werden. Da es mal wieder zu spät für ein Museum war, begnügten wir uns mit einem Spaziergang.

Essen wollten wir dann in Södermalm. Ich hatte gelesen, dass man dort 20 Jahre auf eine Mietwohnung warten muss. Auf das Essen muss man noch länger warten, da überall Warteschlangen standen. Sehr unschön bei knurrendem Magen. Also zurück zur Gamle Stan. Doch auch hier hat uns nichts angesprochen, weshalb wir beschlossen, dass unsere Einkäufe zu Hause auch verspeist werden müssen.
Vorher marschierten wir jedoch noch zur Aussichtsplattform Gondolen. 155 Stufen.

Zu Hause? So schnell fühlt man sich als mittlerweile Weltbürger zu Hause. Heute habe ich mit meiner Schwester und meinen Nichten telefoniert. Die Kleine fragte mich “Habt ihr jetzt endlich ein Haus gefunden?”. Als wenn wir uns eine Bleibe außerhalb von Düsseldorf suchen würden. Niemals! Aber ein Zuhause auf Zeit nehmen wir gerne!

Wir können einfach nicht die Füße still halten. Deshalb mussten wir heute ins Vasa-Museum gehen. Hier wird ein geborgenes Schiff ausgestellt, das auf seiner Jungfern-Fahrt 1628 gesunken ist. Noch nie habe ich ein Schiff gesehen, das so viele schöne Schnitzereien hat. Es ist viel zu schade, um in See zu stechen und erst recht zu schade, auf dem Boden zu verrotten. Deshalb wurde es 333 Jahre nachdem es gesunken ist, geborgen und wieder aufgebaut.

Olli hat direkt mal geprüft, ob er anheuern könnte.

Stockholm Vasa Olli

Leider hatten wir keine kleinen Kinder dabei, die uns als Alibi dienen konnten, damit ich in das Museum Junibacken, in dem die Werke von Astrid Lindgren zum Leben erwachen, besuchen konnte. Es war sowieso schon kurz vor dem Ende der Öffnungszeiten, so dass ich mich nur in den Andenkenladen schleichen konnte. So eine Frechheit! Nichts für Menschen meiner Altersklasse! Dabei gibt es doch genug Erwachsene, die immer noch Pippi-Fans sind. Dafür gab es verschiedene Werke von und über Astrid Lindgren in verschiedenen Sprachen und Fan-Artikel für Kinder.

Stockholm Astrid Lindgren

Nach einer kurzen Fährfahrt und einem Spaziergang durch Gamla Stan stießen wir auf einen Fisch-Stand. Wie man bisher schon herauslesen konnte, verspeise ich gerne fangfrische Meerestiere. Hier gab es Hering in verschiedenen Formen, was eine Form von Fast Food in Stockholm ist.

Danach fanden wir den Bonbon-Laden, der mir ständig auf meinem Handy präsentiert wurde. Das ist ein Bonbon-Paradies. So viele Geschmacks-Richtungen! Im hinteren Teil des Ladens wurden die frisch produzierten Bonbons liebevoll verpackt. Eine Bonbon-Stange musste ich mitnehmen. Doch wie soll man die lutschen? Nach dem Abbeißen eines Stücks, dachte Oliver, ich hätte mir alle Zähne ausgebissen. Zum Glück sind noch alle dran!

Stockholm Bonbons

Da wir keinen weiteren Plan hatten, was wir mit dem Nachmittag noch anstellen sollten, setzen wir uns nochmal in das Café, in dem wir schon am Vortag waren (Chokladkoppen). Gutes bewährt sich eben. Im Gegensatz zum Vortag ist es recht kalt geworden.

Einkaufen oder essen gehen? Die Frage stellten wir uns dann auf dem Heimweg. Beides! Denn Köttbullar in Schweden müssen sein. Es war ein Touri-Restaurant, in dem Selbstbedienung herrschte. Wir haben schon besser gegessen. Dafür wird das Frühstück mit unseren Einkäufen besser.

Wäsche waschen ist ja immer ein Thema auf Reisen. Wir haben es aber ganz gut getroffen, da wir immer Wohnungen mit Waschmaschine gemietet haben. Gestern Abend hatten wir jedoch arge Probleme, da der nagelneue Toplader im Schleudergang fast abhob und merkwürdig roch. Es war keine Option, die Maschine einfach abzuschalten, da die Wäsche klatschnass war. Mittlerweile hatten wir auch schon 22 Uhr, weshalb wir auch nicht unsere Vermieter zu Rate ziehen konnten. Also ließen wir die Maschine noch zwei mal unter ohrenbetäubendem Lärm schleudern und hängten unsere Sachen notdürftig im Bad und in der Garderobe auf. Einen Wäscheständer hat diese Wohnung nicht.
Heute morgen meldeten wir das Problem. Was das war, werden wir wohl nicht mehr erfahren.

Mit einem Wochenticket für Bahn, Bus und Fähre lässt sich so allerlei Strecke abfahren. Heute entschieden wir uns für eine einstündige Fährfahrt durch die Schären. Von Klara Mälarstrand in der Nähe des Bahnhofs fuhren wir mit der Linie 89 bis zur Endhaltestelle Tappström. Die Gegend ist traumhaft schön. An der Endhaltestelle erwartete uns ein kleines Örtchen, das sehr belebt war. Im Supermarkt fand ich wieder frische Krabben, die wir am Schiffsanleger verspeisten. Die Rückfahrt genoss ich alleine an Deck, Olli war zu kalt, so dass er sich reinsetzte.

Am frühen Abend flanierten wir durch die Fußgängerzone und ich konnte endlich wieder zu Lindex, einem Bekleidungsgeschäft gehen, das es in Deutschland seit etlichen Jahren nicht mehr gibt. Oliver war entsetzt wie man für 44 € Strumpfhosen, Leggings und Socken kaufen kann. Meine Mädels würden mich da verstehen, zumal man 3 Paar kaufen und nur 2 Paar bezahlen musste. Jetzt habe ich endlich warmen Merino-Woll-Socken.
Leider musste ich unterwegs feststellen, dass die Socken in China hergestellt wurden, also gar nichts Skandinavisches sind. Das ärgerte mich, ließ mich aber auch schmunzeln, da ich gerade einen Roman von Henning Mankell gelesen habe, in dem sich der Protagonist ärgert, dass seine Hemden, die er nach einem Hausbrand kaufte, alle aus China stammten. So schließt sich der Kreis zwischen Fiktion und Realität.
Apropos Literatur: auch die Schauplätze von Liza Markslunds und Stieg Larssons Romanen habe ich hier wieder entdeckt. Zu Oliver sagte ich immer nur: “Ach, das ist…” und er schaute mich nur verständnislos an.

Mittlerweile haben wir uns ganz gut in Stockholm eingelebt. Die Stationen der T-Bana (U-Bahn) sind uns schon ganz geläufig. Die Menschen in den Bahnen sind zu jeder Tageszeit relaxt und stehen erst auf, wenn die Bahn hält. Das Ein- und Aussteigen ist immer ganz entspannt.

Noch ein Tag in Stockholm? Na klar, wir haben ja noch nicht alles gesehen.
An diesem Tag beschlossen wir, zum Skansen zu fahren. Das ist ein Freilichtmuseum, das einen Einblick in die Geschichte des Lebens in Schweden darstellen soll. Es ist in der Nähe des Vasa-Museums, das wir am Vor-Vortag besichtigt hatten.

Unser Ticket, das wir online gekauft hatten, hatte eine Fahrt mit der Bergbanen inklusive. Diese Mini-Seilbahn führt auf einen Berg mitten im Museum, ist aber nicht mit der Seilbahn in Bergen zu vergleichen. Es ist eher eine Attraktion für Kinder.


Unser Weg führte uns an Elchen, Rentieren, Bären, Wölfen, Eulen und Luchsen vorbei. Es ist überwältigend, wie groß diese Tiere sind. Weiterhin trafen wir auch auf kleinere, bekanntere Tiere: Hühner, Pfauen und Gänse. Neben den Tieren gab es Häuser mit Schauspielern, die das Leben der Vergangenheit darstellten.
Insgesamt war es eine schöne Sache, obgleich viele Schaubuden geschlossen waren. Sie sind scheinbar für die Wochenenden oder das kommende Fest aufgebaut worden.

Nach dem Skansen schlenderten wir durch die Stadt, weil wir abends mit Olivers Arbeitskollegen verabredet waren und sich ein zwischenzeitlicher Aufenthalt bei uns in der Wohnung nicht gelohnt hätte.
Stattdessen tauschte ich etwas von dem um, was ich gestern bei Lindex gekauft hatte. Die Verkäuferin hatte mir etwas Falsches nach der Beratung mitgegeben und ich hatte es nicht geprüft und einfach gezahlt.
Einen Umtausch würde ich niemandem empfehlen. Ich hatte Waren mit dem selben Verkaufswert ausgewählt, doch der Umtausch dauerte etwa 20 Minuten. Wer hat wohl diese Software entwickelt?

Um 19 Uhr trafen wir zwei Arbeitskollegen von Oliver (ein Schwede, eine Inderin). Wir aßen im Glashuset, was sehr nett war. Oliver und ich aßen beide ein Poké-Bowl. Poké stammt eigentlich aus Hawaii, die Zutaten waren jedoch sehr skandinavisch. Wie sich herausstellte, hatte Olivers Arbeitskollege denselben Heimweg wie wir. Er wohnt in einer Parallelstraße von uns. Zufälle gibt es!
Vor unserer Wohnung trauten wir unseren Augen nicht. Da stand doch tatsächlich ein Reh, das allerdings das Weite suchte, als es uns sah.