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Bergen

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In aller Frühe mussten wir uns auf den Weg zum Hafen in Bergen machen, da um 8 Uhr die Fähre nach Flåm gehen sollte. Nachts hatten wir uns noch Gedanken gemacht, wie wir am Besten dorthin kommen, denn der Haltestelle “Gyldenpris” in Bergen hat viele Haltepunkte und ist sehr unübersichtlich. Trotzdem haben wir es geschafft, den Bus um 6.49 Uhr zu erwischen und waren viel zu früh am Fährterminal. Wieder kam uns Sprühregen ins Gesicht, aber nach so viel Regen hier in Skandinavien spürt man den kaum noch.

Wir hatten tolle Sitzplätze am Fenster und genossen die 5 ½ stündige Fahrt durch den Sognefjord (größter Fjord Norwegens, zweitgrößter Fjord der Welt). Gelegentlich waren wir draußen und waren geflasht von den intensiven Farben, den bunten Häusern und den riesigen Wasserfällen.

Am frühen Nachmittag erreichten wir das pittoreske Dörfchen Flåm. Die Berge strecken sich gigantisch um uns herum. Je nach Sonneneinstrahlung erscheint immer ein anderes Fleckchen in leuchtenden Farben. Direkt am Hafen sind kleine Häuschen, in denen sich ein Restaurant, ein Pub und diverse Geschäfte befinden. Ein paar Meter weiter wartet die Flåmbanen, mit der wir morgen früh reisen werden. Zwischen all den schönen Häuschen sind Stände mit Baguettes und asiatischem Essen. Alles sehr schräg – insbesondere die Preise. Eine normale Tom Kha Gai Suppe in einer Plastikschüssel mit Plastikbesteck kostet hier 200 Nok, das sind 20 €.

Wir hatten jedoch am Abend zuvor leckeren Fisch aus dem Supermarkt gekauft und konnten diesen mit unseren Reisebesteck verspeisen. Das nutzen wir hier für jede Mahlzeit.

Unser Hostel liegt 1,5 km von der Innenstadt entfernt. Unterwegs hielt jemand an und sammelte uns ein. Er hat sofort gesehen, dass wir in das Brekke-Gard-Hostel wollen.

Unser Zimmer ist ein 6-Bett-Zimmer in der zweiten Etage. Irgendwie scheinen die Häuser in Skandinavien alle im Pippi-Langstrumpf-Style zu sein. Alles quietscht und knarzt. Die Treppen sind unregelmäßig und schwer zu besteigen. Wie schon in Bergen ist es für mich eine Challenge, ohne Hals- und Beinbruch anzukommen. Bis jetzt ist noch alles dran!

Zurück im Dörfchen kauften wir ein paar Lebensmittel und aßen diese am Wasser. Der Käse ist eine spezielle Sorte aus der Nähe von Flam. Er stammt aus Ziegenmilch mit einem süßlichen Geschmack. Er erinnert mich an die Bonbons, die meine Oma früher in der Pfanne aus karamellisiertem Zucker gemacht hat. Von dem Käse kann man aber nur sehr wenig essen.

Wie der Zufall es wollte, wurden wir auf dem Rückweg von derselben Person an derselben Stelle mit dem Auto eingesammelt. Das ist ein Service!

Der Tag begann mit einem gemütlichen Frühstück mit einem Blick über Bergen. Wir hatten nichts Konkretes vor, weshalb wir entspannt durch die Stadt bummeln konnten. Es war jedoch sehr regnerisch.

Nach einiger Überlegung haben wir beschlossen, nicht mit dem Zug, sondern mit der Fähre von Bergen nach Flåm zu fahren. Tickets bekamen wir am Fährterminal (680 Nok = 68 € pro Person). Am Fährterminal lag ein überdachter Fischmarkt. Dort entdeckten wir Fischbaguettes vom Vortag, die nur noch 50 Nok = 5 € kosteten. Ollis normalpreisiges Baguette hatte ebenfalls einen Discount, so dass dies 9,90 € anstatt 12 € kostete. Zusätzlich gab es einen Filterkaffee. Es gibt also doch preisliche Unterschiede in diesem sonst so hochpreisigen Land. Zum Nachtisch gönnte ich mir eine Zimtschnecke aus einem kleinen Zimtschnecken- und Brot-Wagen am Wasser. In jedem skandinavischen Roman gibt es Zimtschnecken, also musst ich diese auch mal vor Ort kosten. Köstlich!

Nachmittags flanierten wir weiter durch die Stadt, vorbei am KODE-Museum, durch das Universitäts-Viertel, mit der Straßenbahn ans Wasser. Eine schöne Stadt mit schönen alten Häusern.

Kurz vor Stavanger wurden wir mit einer lauten Durchsage geweckt. Das war aber nicht unser Halt und wir waren noch sehr müde. Trotzdem schlüpften wir flink in unsere Klamotten und gingen an Deck. Das war wohl bereits die Ansage, dass wir wieder ablegen, denn wir sahen nur die Ausfahrt unseres Schiffes. Es wurde bereits hell, doch die Müdigkeit siegte und wir gingen zurück ins Bett. 

Um 9 Uhr kam dann die nächste Durchsage, dass wir doch bitte bis 10 Uhr unsere Kabine verlassen sollen. Also frühstückten wir gemütlich und packten zusammen. Das Müsli packten wir in zwei Baby-Speise-Dosen, die ich zu Weihnachten für diese Reise von meiner Zweitfamilie geschenkt bekommen habe. Sehr praktisch!

An Deck 10 (Außendeck) sitzen Russen und trinken den ersten Schnaps. Dazu dröhnt aus Boxen russische Musik. Alle, die raus gehen, tanzen erstmal.

Das Auschecken war recht schnell, doch wir hatten keinen Plan. wohin wir gehen sollten. Nach einem km Fußweg und etlichen Treppen (ich verfluche schon jetzt mein Gepäck) fragte Olli zwei Schweden ganz freundlich nach dem Weg. Wir wurden aber nur unfreundlich abgewiesen. Naja, alles halb so wild, denn schließlich fanden wir einen Bus zu unserer Unterkunft mit Umweg quer durch einen meterlangen Tunnel. Hier halfen uns eine nette Erzieherin und eine weitere Dame gerne aus. Der Fußweg ging durch eine Baustelle, wieder über Treppen und schließlich über einen gut beschriebenen Weg unseres Hosts.

Das Zimmer machte den Eindruck einer Rumpelkammer. Ein Doppelbett, 2 Kinderbetten. Holzboden mit diversen Farbklecksen, ein nicht angeschlossener Kamin, Kinderspielsachen gestapelt. Was soll´s! Dafür gibt es einen tollen Ausblick über die Stadt. Wir machten uns auch sofort auf den Weg in das Städtchen.

Als erstes ging es auf den Fischmarkt am Hafen. Aber die Preise waren wie aus der Apotheke. Ein halbes Brötchen mit Lachs oder Garnelen 7 €, ein Baguette mit Fisch für 12,90 €, ein Fischgericht ab ca. 25 €.  Wir gönnten uns eine Bergen-Fischsuppe und zwei Fischfrikadellen für 15 € – ein Schnäppchen!

Nach einem kurzen Bummel an den schönen Holzhäusern entlang, entschieden wir uns mit der Floyenbahn den Berg rauf zu fahren. Der Ausblick von oben ist echt umwerfend – insbesondere in der Dämmerung, wenn die Lichter der Stadt angehen und die Sonne verschwindet. Runter ging es zu Fuß. Ein komischer Gedanke, dass wir für so einen Spaziergang zu begeistern sind (lach). Der Weg durch den Wald war toll, die Straße asphaltiert, meist beleuchtet. Radfahrer fuhren sowohl rauf als auch runter. Was für eine Leistung! 

Unten angekommen, gönnten wir uns ein Essen bestehend aus norwegischen Tapas. Das war richtig lecker. Stockfisch, Rentier-Tatar und exzellenter Käse. Ein Genuss!